Spamhaus.org und die Folgen

Ein Spamblocksystem ohne Transparenz.

Schon seit einiger Zeit ist eine Organisation Gegenstand von Diskussionen im Netz: Spamhaus.org. Das angebliche Ziel, Spamming jeder Art zu vermeiden, ist ein lobenswertes. Mein Providerwechsel von Stato zu all-inkl hatte viele Gründe, allerdings war einer der nervigste und damit auch der Auslöser: Die in meinen Augen hirn- und sinnlosen Versuche von Strato, Spam zu verhindern.

Der Grund für diese Einschätzung ist, dass Strato dynamische IPs, die ein jeder von seinem Internetprovider erhält, an Spamhaus.org meldet, wenn festgestellt wird, dass von einer dieser IPs Spamming- oder Server-Attacken ausgehen. Dazu rät auch die Stratomutter Telekom. Das ist gut gemeint und Strato und die Telekom sind da in “guter Gesellschaft” mit den anderen großen ISPs, zumindest hier in Europa.

Die fatalen Folgen der Blacklists auf Spamhaus.org

Vielleicht sollte ich hier mal anmerken, dass ich kein Experte in diesen Sachen bin, wohl aber ein Betroffener, der in diesen Versuchen keinen Sinn sieht und inzwischen hunderte Stunden Arbeitszeit verloren hat, weil er sich nicht in seine eigenen Administrationsseiten einloggen, keine Kommentare auf anderen Seiten hinterlassen oder E-Mails in Online-Formularen schreiben o. ä. konnte. Das habe ich hier schon mal zum Besten gegeben.

Ich sollte mich dann auf der dubiosen Seite von Spamhaus.org selbst um die Löschung meiner aktuellen IP aus den Blacklists kümmern. Das ist eine Frechheit, auch weil diese Seite nur in englischer Sprache, mit fachlichem Kauderwelsch und Abkürzungen gespickt, zu lesen und zu bedienen ist. Das ist etwas, das bei einer solchen Seite nicht zu akzeptieren ist, weil hier Menschen, die kein Englisch und/oder das Fachchinesisch können, keine Chance haben und unglaublich viel Zeit verlieren.

Die Frage nach dem Sinn ist auch deshalb interessant, weil ein spammender Server der Spammafia sicher in der Lage ist, die IPs  zu verschleiern oder gar zu faken.

Wer zum Teufel steht hinter Spamhaus.org?

Bild: Screenshot der About-Seite von Spamhaus.org

Es ist schon klar und auch wünschenswert, dass wir alle gerne gegen Spammer vorgehen wollen. Dazu brauchen wir auch Blacklists und ähnliche Maßnahmen. Aber sollten Organisationen wie Spamhaus.org nicht auch Transparenz aufweisen? Immerhin schützen sie nach eigenen Angaben angeblich 1,9 Milliarden E-Mail-Accounts vor Spam. Da ist es ja nicht ganz ungefährlich, wenn niemand kontrollierend hinter die Kulissen von Spamhaus.org schauen darf.

Meine Versuche, im Internet mehr über die Entstehung und Intention von Spamhaus.org zu erfahren, haben zu sehr unbefriedigenden Ergebnissen geführt. Macht euch mal selbst ein Bild, indem ihr die unten aufgeführten Links lest.

  • Das “about” von Spamhaus.org. Hier steht u. a. das Spamhaus.org eine gemeinnützige non-profit-Organisation ist, Sponsoren seien die großen ISP in Europa und eine Verknüpfung zum EU-Parlament scheint es auch zu geben. Lobbyistentum? Aber warum und wofür? Außerdem bestätigt Spamhaus.org hier die Zusammenarbeit mit dem FBI und anderen Organisationen . Das ist nach den jüngsten Ereignissen um die Internetspionage der USA eher ein bedenklicher, denn ein positiver Aspekt.
  • Bereits vor 2 Jahren schrieb mmnews über Blockaden, die von ISP und Spamhaus.org ausgingen: GMX + WEB.DE: Keine “Zensur”, sondern “Blockade” und stellte Vermutungen über diese Art. Technik an.
    Zitat:
    “Der anonyme Spamlistenbetreiber spamhaus.org – auf den sich GMX und WEB.DE berufen, steht dagegen selbst  im Feuer: Zahlreiche Klagen, Verdacht auf Erpressung, Konten auf Mauritius und in Genf, völlige Intransparenz. Niemand weiß genau, wer eigentlich hinter spamhaus.org steckt.Es ist daher die Frage zu stellen, warum GMX und WEB.DE überhaupt mit so einem dubiosen Verein zusammenarbeitet und diesen anscheinend sogar noch finanziell unterstützt. Steht der Provider von MMnews vielleicht deshalb auf der Spamliste, weil er kein Geld nach Mauritius überwiesen hat?”
  • Der Spiegel-online berichtete Ende April dieses Jahres: “Riesige Netz-Attacken: Polizei verhaftet mutmaßlichen Spam-Krieger
    Zitat:
    Die Angreifer, die sich selbst Stophaus nennen, werfen Spamhaus jedoch vor, digitale Selbstjustiz zu üben und mit den besagten Listen dafür zu sorgen, dass ganze Adressbereiche des Internets blockiert würden. Spamhaus habe in der Vergangenheit Kunden des Hosting-Providers CyberBunker “erpresst”, sagte Kamphuis SPIEGEL ONLINE Ende März. Wer nicht mit Spamhaus zusammenarbeite, laufe Gefahr, selbst auf der Liste zu landen.”

Natürlich gibt es noch ein paar Seiten mehr zu der Googlesuche nach Spamhaus.org und wer wohl dahinter steht, aber viel mehr werdet ihr auch nicht darüber finden, wenn ihr es selbst versucht.

Einer mit so vielen Fragezeichen versehenen, intransparenten Organisation wie Spamhaus.org, kann ich nicht vertrauen. Die Zusammenarbeit einer “eigentlich” unabhängigen Organisation mit staatlichen Stellen, Polizei oder gar Geheimdiensten lässt den Verdacht aufkommen, das es sich bei Spamhaus.org um eine entsprechend geführte Zensur-Organisation handelt.

Gestern und heute habe ich in den Kommentaren zu diesem Artikel einen kleinen Austausch mit einem von Strato/Spamhaus.org Genervten gehabt. Ihr braucht nicht den ganzen Artikel zu lesen, solltet aber mal den Austausch zwischen Mario und mir lesen, denn es ist geradezu unfassbar, was Strato mit an uns adressierten E-Mails macht, um die Konkurrenz in Schach zu halten.

Text: (Spamhaus.org und die Folgen – Ein Spamblocksystem ohne Transparenz.) von Manni

Bild: (Screenshot der About-Seite von Spamhaus.org) von Manni
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9 Kommentare

  1. Das scheint ja schon eine sehr merkwürdige Organisation zu sein – ich habe auch noch immer einer Email-Adresse bei web.de, die ich hauptsächlich für “werbeintensive” Anemldungen nutze, hab mir aber nie Gedanken darüber gemacht, wie die filtern.

    LG

    Tina

    • Whitelist bei gmx oder web? Nur für Leute die heiraten wollen. 😉 Keine Ahnung warum das so gelaufen ist. Tatsache ist, dass es offenbar so gekaufen ist.

      Lg
      Manni

  2. Aktuell besteht wieder genau das gleiche Problem:

    Es besteht seit mind. 8 Wochen bei GMX und web.de das Problem, dass mehrere Mail-Server bzw. IPs bei “SBL Spamhaus” geblacklistet sind. Hier nur 2 Beispiele:

    Und da viele Mail-Server/Mailprovider auch Spamhaus für die Spam-Einstufung nutzen, werden natürlich Mails von gmx und web.de etc. (United Internet AG) abgelehnt, die über die geblacklisteten Mailserver von GMX und web.de versendet werden.

    Es wurde web.de bereits vor 7 Wochen darüber informiert (ohne Reaktion oder Antwort seitens web.de). GMX wurde dieses Problem bereits von diversen GMX-Kunden gemeldet (einschliesslich mir), bisher ohne Erfolg. GMX antwortet entweder nur mit Standard-Textbausteinen oder ist nicht gewillt das Problem zu beheben.

    GMX und web.de schadet also hiermit WISSENTLICH seine Kunden, denn damit können viele GMX und web.de Kunden keine E-Mails an diverse Emfpänger senden bzw. werden diese Aufgrund Spamverdacht abgelehnt.

    Eigentlich sollte es doch auch im Interesse und Sinne von GMX und web.de sein, dass E-Mails von deren Kunden bei möglichst allen Empfängern korrekt zugestellt werden. Aber anscheinend ist es GMX und web.de (United Internet AG) schlichtweg egal.

    Ich hoffe das mit diesem Beitrag mal jemand bei GMX und web.de die Augen aufmacht und sich ernsthaft dem Problem annimmt.

    • @ Manni

      Tja, das musst Du wohl GMX oder besser gesagt die United Internet AG fragen. Evtl. weil dieser Firma deren Kunden völlig egal sind und nur der Profit im Vordergrund steht? 😉

    • Ja leider ist das nun mal ein und der selbe Haufen, ob GMX, Web.de, 1 & 1 etc..

  3. Problem tinyurl:
    Es scheint, dass bei mir der Auslöser für bounce Mails oft die Verwendung von tinyurl ist.

    Wir verwenden tinyurl deswegen, weil manche unserer Freunde die EMails mit dem Handy lesen und der ursprüngliche lange URL mehrmals umgebrochen wird.

    Im konkreten Fall haben wir an drei Freunde einen link zum Anfahrtsplan geschickt.

    Das ist ein Beispiel-Link ohne backslash (sonst würde auch dieser account gesperrt werden)
    tinyurl com zbcs6c8 ->

    Stimmt es, dass man sich bei SPAMHAUS von der blacklist durch entsprechende Zahlung freikaufen kann? Und dass dies nur für Firmen möglich ist, die mehrere Millionen Mails versenden wollen?

    Wenn das stimmt, wäre das die reinste Erpressung wie Schutzgeld!

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