Einleitung
Da bin ich wieder. Nach einer kurzen Zwangpause, verursacht durch “unwillige maschinelle Arbeitkollegen” Computer genannt, melde ich mich im Blog mit einer längst fälligen Rezension über den Roman von Kurt Palm: “Die Besucher” wieder.
Mit ein wenig Verzögerung erreichte mich das Buch “Die Besucher” und ich kam lange nicht dazu, es in die Hand zu nehmen und es einfach zu beginnen. Blogg Dein Buch hat mir ermöglicht hierüber eine kleine Rezension zu schreiben, danke dafür. Und wenn ich rezensieren will, dann richtig. Da muss ich Zeit für den Lesestoff haben. Hätte ich gewusst, wie sehr mich dieses Buch fesseln wird, hätte ich “Die Besucher” vielleicht doch eher angepackt.
Die Geschichte
Martin Koller, ein offenbar nicht sehr glücklicher, gestresster und in Wien lebender Journalist erleidet einen Hörsturz und begibt sich damit in ein Krankenhaus. Die Ärzte zeigen ihm, wie wenig ihnen an ihm als Patienten liegt, und haben offenbar kein Mittel, die nervenden Geräusche in seinem linken Ohr wieder abzustellen.
Er leidet unter Schlaflosigkeit und spürt, dass er schrittweise die Kontrolle über sein Leben verliert, und zweifelt immer mehr daran, wieder Herr über sein Dasein werden zu können. Die Beziehung zu seiner Frau ist keine richtige Beziehung mehr und ihrem Kinderwunsch will und kann Martin nicht folgen, kommen ihm doch gerade Zweifel an seiner Potenz. Außerdem hat Martin ein rein sexuelles Verhältnis mit einer anderen Frau.
Sein Chef überfordert ihn und ein jüngerer Kollege trachtet nach seinem Job. Während seines Aufenthalts im Krankenhaus macht er sich u. a. Notizen darüber, mit welchen Dingen er noch aufräumen will. Er schluckt einen Cocktail von “Psychopillen”, die ihm von den Ärzten des Krankenhauses verordnet wurden und erträgt seine Umwelt, ja auch sein Leben immer weniger.
Nun erreicht ihn auch noch der Anruf seiner Schwester Barbara, die ihn bittet, ein paar Tage bei seiner todkranken Mutter zu verbringen und sie ein wenig zu pflegen. Gleichzeitig möchte er um seinen Job kämpfen und verabredet sich zu einem Treffen mit einem ihm bekannten Neonazi, um Hintergründe zu einer Story zu erfahren. Dieser möchte sich mit ihm in seinem alten Heimatort treffen.
Da der Lärm in seinem Ohr immer schlimmer wird, ihn sein jetziges Leben anödet und die Stimmung zwischen seiner Frau und ihm am Siedepunkt ist, scheint ihm die Möglichkeit der Flucht ganz recht und er könnte das Treffen mit dem Jugendfreund erledigen. Er fährt also an den Ort seiner Kindheit trifft dort auf seinen Bruder und seine Schwester, mit denen er kein sehr inniges Verhältnis hat, eine alte Bekannte und “Die Besucher” .
Die Schlafstörungen, die Pillen und das ein oder andere Glas Wein sind seinem Zustand nicht zuträglich und führen zu Wahrnehmungsstörungen und Albträumen. Die Geräusche in seinem Ohr werden immer schlimmer und dann kommen sie: “Die Besucher” . Überall sind sie und sie sagen ihm nicht, warum sie da sind, wer sie sind oder was sie wollen.
Bewertung
Kurt Palm erzählt hier eine groteske Geschichte, die mich durch ihre Detailfreude und die verwirrenden, zum Teil absurden Plots, schnell fesselte. “Die Besucher” lässt Realität mit Träumen, Erinnerungen und drogenähnlichen Zuständen verschmelzen. Spannend aufgebaut und durch gute Beobachtung und Recherche ist das ein abgerundeter Leckerbissen für Bücherwürmer, die Fantasie und surreale Romane lieben.
Die wichtigen Personen in diesem Buch sind scheinbar schnell ausgemacht, aber die Geschichten von einigen Personen verlaufen ins Nichts. Ist zum Beispiel am Anfang Martins Frau Paula noch wichtig, tritt sie im weiteren Verlauf doch in den Hintergrund. Der Kontakt zum Neonazi und Jugendfreund von Martin scheint zunächst eine wichtige Verknüpfung und verläuft dann doch ganz anders.
Bei all den schrägen Geschichten in diesem Buch ist ein gesunder, nahezu schwarzer Humor nicht zu überlesen. Ich musste jedenfalls oft schmunzeln. Die Spannung steigert sich ständig und wird flankiert von Gefühlen des Gruselns, von Kälte und einer eigenartigen Trostlosigkeit. Martins immer wieder erscheinender Ton im Ohr ist ständiger Begleiter für den Leser und lässt ihn Mitleid für die Hauptperson empfinden. Mir wurde hier auch klar, was für eine Katastrophe ein Hörsturz für die betroffene Person bedeuten kann.
“Die Besucher” ist eine Geschichte vom Miteinander der Menschen und ihrem zeitlich begrenzten Dasein als Mensch. Begrenzt durch den, von den Menschen nicht zu beeinflussenden, unausweichlichen Tod. Die unerledigten Dinge aus unserem Leben werden uns wichtig, wenn der Tod in der Nähe ist. Die Situation von Martin ist auch deshalb spannend bis zum Ende und lies mich gefesselt das Buch nicht mehr aus der Hand legen, bevor ich das Ende kannte.
Das Buch ist eine Empfehlung und bekommt von mir * * * * * , echt lesenswert. Mein Dank für die Möglichkeit der Rezension von “Die Besucher” geht an Blogg dein Buch und den Residenzverlag.
Natürlich gibt es “Die Besucher” zu kaufen:
Autor: Kurt Palm
280 Seiten
Format 125×205 Hardcover
zum angemessenen Preis von:
EUR 21,90 / sFr 31,90
ISBN: 9783701715879
Text: ( Rezension: Roman von Kurt Palm: Die Besucher ) Manni
Bild: ( Cover: Roman von Kurt Palm: Die Besucher ) ©Residenzverlag
Hört sich sehr interessant an, vielleicht ist das ein besseres Werk, als sein letztes “Bad Fucking” über das ich mich beim Lesen grün und blau geärgert habe.
LG
Sabienes
Ich kenne Bad Fucking nicht, bin aber von der Intensität der Beschreibung eines Tinnitus schon ziemlich angetan und die Entwicklung die die Geschichte nimmt, lässt sich teilweise schon fühlen.