Die gute alte Telefonzelle ist wohl am Sterben, auch wenn hier und da noch ein paar in den hässlichen Farben der Telekom aufgestellt werden.
Seit wann gibt es die Telefonzelle?
Die erste Telefonzelle wurde noch Fernsprechkiosk genannt und 1881 in Betrieb genommen. Eigentlich war sie noch keine “echte Telefonzelle”. Sie war eher ein Telefon-Séparée in einem geschlossenen Gebäude. Auch den Münzfernsprecher gab es noch nicht. Der wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts in Betrieb genommen. Die ersten “echten” Telefonzellen wurden erst in den 1920er Jahren aufgestellt. Seit dieser Zeit gehören sie zum Straßenbild in Deutschland. Hier gibt es bei wikipedia mehr Infos und Bildchen.
Mit der Telefonzelle mein Taschengeld aufbessern
Als ich 5 Jahre alt war, entdeckte ich, dass einige Leute, die ein Gespräch in einer Telefonzelle geführt hatten, ihre Geldrückgabe nicht beachteten. Rückgabe ist eigentlich nicht richtig. Es waren die Münzen, die der Zellennutzer zuvor eingeworfen hatte. Diese Münzfernsprecher konnten nicht rechnen, also auch nicht rausgeben und was einmal aufgrund des Zeittaktes fiel, war (auch teilweise) nicht mehr zurückzuholen. War ein Geldstück nach dem Ende einer Verbindung noch nicht in die Kassette gefallen, fiel es in die Ausgabe.
Ich lauerte also fast regelmäßig an den Telefonzellen in meiner Nachbarschaft. Lag eine Zelle sonst wo auf meinem Weg, ging ich hin, öffnete die Tür und kontrollierte die Ausgabeschüssel. So kamen ganz nette Beträge zusammen, die mein Taschengeld aufbesserten.
Die Farben der Telefonzellen
Die früheren Zellen waren besser zu sehen, denn sie waren gelb, schön postgelb. Als die leidige Privatisierung das Fernmeldeamt zur Telekom machte, der hirnrissige Börsengang mit Ron Sommer tausende Menschen um ihre Ersparnisse brachte, wurde ein neues Image geboren, das keiner braucht. Auch die Telefonzellen bekamen dieses weißgrau-magenta Image verpasst.
Wo stehen denn heute noch Telefonzellen?
Wer von Euch weiß heute noch 5 Standorte von Telefonzellen? Ich habe eine Weile nachgedacht, kam aber nur auf 4. Da ich in einer Großstadt wohne, ist das eventuell auch leichter als auf dem Land. In der Stadt war die Anzahl schon immer größer. Früher kannte ich beinahe in jedem Stadtteil eine Zelle, um mir nach Feiern ein Taxi zu rufen. Immer mehr private Festnetzanschlüsse senkten die Anzahl der Nutzer. Als das Handy den Markt eroberte, wurden sie fast überflüssig und an den meisten Standorten unrentabel.
Abschied von der Telefonzelle
Das heutige Outfit der Telefonhäuschen macht es mir leichter von diesen Dingern Abschied zu nehmen. Früher war der Mensch in den Zellen wenigstens alleine, wenn er mit seinen Liebsten telefonierte. Heute wird er in der U-Bahn angerufen und alle hören mit, wenn sie selbst nicht gerade telefonieren.
Dazu fällt mir eine Anekdote ein, die von Harry Rowolht (so weit ich mich noch erinnere 😉 ) bei einer seiner Lesungen erzählt wurde. Er möge mir verzeihen, dass ich den genauen Wortlaut nicht mehr kenne. So ist das in meiner Erinnerung:
Als Herr Rohwohlt mal wieder in Hamburg U-Bahn fuhr, saß auf dem Platz neben ihm eine hektische junge Dame, die sich lautstark über das Handy mit ihrem Freund stritt. Nach einer Weile konnte Harry das nicht mehr ertragen, beugte sich zu ihr hinüber und sagte auf das Handy gerichtet: “Komm doch wieder ins Bett mein Schatz.”
Stieg die junge Frau danach aus und wie ging der Streit aus? 😉
Text: ( Telefonzelle ist out – Abschied von den öffentlichen Telefonhäuschen ) von Manni
Bild: ( Telekom-Telefonzelle heute) von von Manni
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