Wer war das?

Eine Kurzgeschichte von Swantje

Vor einigen Monaten sprach ich mit meiner Tochter über ein eigenes Blog für sie. Nicht nur in meiner Eigenschaft als Vater freue ich mich immer wieder über ihre vielen Talente und bin der Meinung, dass sie an diesen Talenten arbeiten sollte und dass sie gefördert werden müssen. Nun sind Teenager auch ohne eigenes Blog völlig ausgelastet und so habe ich ihr vorgeschlagen, vorläufig in meinem Blog regelmäßig als Gast bloggen, mit Texten, Bildern, Musik oder Videos. Heute beginnen wir mit der Kurzgeschichte:

Wer war das?

Ein schöner Tag war das. Ich wünschte, er wäre nicht so zu Ende gegangen.

Ich sagte zu ihr, sie könne sich auf meinen Schoß setzen und sie verneinte. Sie meinte, sie sei zu schwer und das mein Bein einschlafen würde. Gut, dass ich so ein Romantiker bin. “Aber ich will, dass meine Beine einschlafen.”, antwortete ich. Sie grinste und setzte sich endlich. Ich fand, dass sie gar nicht so schwer war, sie war ein Leichtgewicht für mich.

Sie sah so süß aus, wenn sie lachte. Und jedes Mal wenn ich lachte, lachte sie mit mir. Dann ging mir durch den Kopf, dass wir uns noch gar nicht so lange kannten, aber es fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Wir küssten uns und … ihr Handy klingelte. Das tat es schon den ganzen Tag lang. In den schönsten Momenten unterbrach uns immer wieder ihr doofes Handy. Was mich am meisten daran störte war, dass sie mir nicht sagen wollte, mit wem sie telefoniert hatte.

Sie stand auf, ging ein paar Meter, lachte, redete eine Minute, kam wieder zurück, setzte sich neben mich und tat so, als hätte niemand angerufen. Als hätte ihr Handy gar nicht geklingelt und unseren Kuss gar nicht unterbrochen. Und wie jedes Mal fragte ich sie: “Wer war das am Telefon?”, und wie jedes Mal antwortete sie: “Ach niemand.” Ich liebe sie. Betrügt sie mich? Nein sie liebt mich doch oder? Ich konnte nun meine Gedanken nicht mehr für mich behalten.

Ich stand auf, stellte mich vor sie und fragte sie, ob sie mich betrüge. Sie schaute mich an, dann den Fluss, der vor uns lag und dann wieder mich. Sie legte den Kopf schief und antwortete: “Ja, ja ich betrüge dich!” Ich stand nur da und schaute sie an. Ich war so blöd, so dumm und so eifersüchtig. Sie sah mich ebenfalls an. Ihre letzten Worte waren: “Das ist also das, was du von mir denkst.”

Sie nahm ihre Tasche und lief in Richtung der Bus-Haltestelle. Erst dann verstand ich ihre Worte.

Bild zu wer war das? - Sie schaute mich an, dann den Fluss der vor uns lag und dann wieder mich.
Sie schaute mich an, dann den Fluss der vor uns lag und dann wieder mich.
(Wer war das?)

Text: (Wer war das? Eine Kurzgeschichte) von Swantje

Bild: (zu Sie schaute mich an … [Wer war das?]) von Manni

Creative Commons Lizenzvertrag

4 Kommentare

    • Jetzt auch ein “wow” von mir, das hast Du aber schön formuliert. Ich habe sie gerade auf Deinen Kommentar hingewiesen. Sie antwortet jetzt noch nicht selbst. Ich bin gerade dabei, sie in “üblichen Gepflogenheiten” und Bloggosphäre einzuweisen. 🙂

      LG
      Manni

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*