Bienenschwarm im Garten

Rettung eines Bienenvolks

Vorgestern klingelte mich mein Nachbar raus und zeigte mir einen Bienenschwarm, der sich gerade am Eingang unseres “Bikeports” niederließ. Der Schwarm bildete zu diesem Zeitpunkt schon eine ziemlich große Traube. Sofort standen zwei Nachbarn und ich mit der Kamera vor diesem Schauspiel. So ein Ereignis nutze ich natürlich, um ein bisschen was dazu zu lernen.

Bild: Eine Schwarmtraube am Bikeport. Ein Bienenschwarm macht Pause.
Eine Schwarmtraube am Bikeport.
Ein Bienenschwarm macht Pause.

Was ist eigentlich so ein Bienenschwarm?

Der Schwarmtrieb ist ein Teil der Vergrößerung eines Bienenstaates. Wird es in einem Bienenstock zu eng, beginnen die Bienen mit dem Bau spezieller Zellen, in die die Königin dann jeweils ein Ei legt. Ammenbienen versorgen die dort wachsenden Königinnen-Larven ausschließlich mit Gelée Royale. Die Königin des Stocks stoppt die Eiproduktion, wird schlanker und wieder flugfähig. Am neunten Tag oder bei schlechtem Flugwetter auch etwas später fliegt sie mit einem Gefolge von ca. 10.000 Bienen oder mehr aus dem Stock.

Das ist ein Bienenschwarm. Wenn sie in der Luft sind, sehen sie aus wie eine Wolke.

Wohin fliegt der Bienenschwarm?

Meist bleibt der Schwarm in der Nähe seines Muttervolks und lässt sich dann, wie hier bei uns geschehen, an einem Ast (oder wie bei uns an einem Balken) in einer Schwarmtraube nieder. Der Grund: Es wird eine geeignete Stelle für den neuen Nistplatz gesucht. Spurbienen werden zum Erkunden der Umgebung losgeschickt. Wird kein geeigneter Platz gefunden wird wo anders ein neuer Versuch gemacht.

Der Schwarm der bei uns landete, war sehr spät dran. Die Bienen schwärmen eigentlich nur von Mai bis Juni. Nun war es Ende August. Selbst wenn der Schwarm einen geeigneten Nistplatz finden würde, würde der Staat es höchst wahrscheinlich vor dem Winter nicht mehr schaffen, genügend Nahrung für die Überwinterung einzulagern. Das geht nur durch zufüttern.

Ein mulmiges Gefühl mit so vielen Bienen im eigen Garten

Trotz meiner Naturverbundenheit, bin und bleibe ich ein Städter. Natürlich weiß ich um die Harmlosigkeit der friedlichen Honigbienen. Trotzdem ist es ein komisches Gefühl, wenn man sich so nahe an ein paartausend Bienen aufhält. Aber bleibt der Mensch ruhig und klemmt sie nicht ein, gibt es auch keine Stiche.

Da denken viele meiner Nachbarn anders. Zum Beispiel Mütter mit Kleinkindern, degenerierte Städter die sich schon darüber aufregen, dass eine Tomate aus dem Nachbargarten auf ihren Rollrasen fällt (Zitat: “Da fällt ja Essen in unseren Garten.”) und natürlich die Menschen, die als Kind mal gestochen wurden, allerdings meist von Wespen und das bis heute nicht so recht verarbeitet haben. Die Ängste sind da groß.

Wer hilft die Bienen zu retten und die ängstlichen Menschen zu beruhigen?

Die meisten von uns denken da an die Feuerwehr. Die ist aber nur bei akuter Gefahr für Leib und Leben von Menschen da. Bei Wespen würde die schon eher kommen, aber bei Bienen in der Regel nicht.

Die richtigen Ansprechpartner sind da die Imker und Imkervereine. Gerne kommen sie und holen sich so einen Bienenschwarm, sofern der Schwarm für sie erreichbar ist. Viele von ihnen haben in den letzten Jahren einige, manche sogar alle ihre Bienenvölker durch die Varroamilbe  oder Pestizide verloren

Als ich nach Imkern in Frankfurt googelte, ergab sich, dass der Schriftführer des Frankfurter Imkervereins nur 500m von uns wohnte und auch gleich Zeit hatte.

Der Imker holt sich einen neuen Staat

Herr Stejskal, der Imker, war nach 20 Minuten mit der notwendigen Ausrüstung vor unserer Tür. Nie hätte ich gedacht, dass es so einfach sein kann, einen Bienenschwarm einzufangen.

Die Ausrüstung bestand aus:

  • umfangreichem Wissen über Bienen, mit dem er unsere Fragen geduldig beantwortete,
  • einen Bienenstock,
  • eine Gänsefeder,
  • einen Plastikeimer,
  • eine Blumenspritze/Zerstäuber mit Wasser,
  • eine Schubkarre, mit der er alles hierher geschafft hatte,
  • und eine ruhige Ausstrahlung.

Der Imker sah sich die Schwarmtraube an und sagte das wird wohl gehen. Er nahm den Deckel des Stocks ab und stellte den Zerstäuber auf fein. Er ging möglichst nah an die Traube, sprühte die Bienen ein wenig mit Wasser an. Dadurch können sich nicht mehr wegfliegen.

Dann holte er den Plastikeimer und die Gänsefeder und ging erneut zu den Bienen. Er schob als erstes den Eimer unter die Bienentraube und von da direkt am Balken entlang nach oben. Fast oben angelangt, strich er mit der Feder die obersten Bienen auch noch in den Eimer. Er kippte die Bienen dann einfach in den Stock und machte den Deckel drauf in der Hoffnung, auch die Königin mit drin zu haben. Das wiederholte er noch 2 – 3 mal.

Da er natürlich nicht alle Bienen erwischen konnte, stellte er den Stock mit einem geöffneten Schiebetürchen für die Nachzügler in unseren Garten. Der Stock stand über Nacht im Garten und am nächsten Tag holte Herr Stejskal den gefüllten Stock ab.

So waren alle zufrieden und der Bienenschwarm gerettet.

Eine Schwarmtraube am Bikeport.
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Der Bienenschwarm muss in den Bienenstock
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Der Imker schiebt den Sammeleimer von unten nach oben
und streicht die Bienen mit einer Gänsefeder hinein.
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Mehrmals muss der Imker Teile des Bienenschwarms
zum Stock bringen.
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Ist die Bienenkönigin erstmal im Bienenstock,
kommt der Bienenschwarm hinterher.
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Text: (“Bienenschwarm im Garten – Rettung eines Bienenvolks”) von Manni
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Bilder mit vom Blogstandard abweichenden Rechten©: (“Alle”) von Saskia

2 Kommentare

    • Hallo Ann-Bettina,

      das wusste ich vor diesem Ereignis auch nicht. Die freuen sich tatsächlich über neue Staaten. Schließlich haben viele in den letzten Jahren große Verluste gehabt.

      LG
      Manni

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